Dieses Jahr nähert sich die Diskussion um das Bauprojekt „Luisenhöfe“ im Blockinnenbereich zwischen Südstraße, Mariabrunnstraße und Boxgraben wahrscheinlich dem Ende. So wurde es jedenfalls im neuesten Zeitungsartikel angekündigt. Lange hatte die Initiative „Luisenhöfe“ gemeinsam mit uns für eine sozial-gerechte und ökologische Bebauung gekämpft. Gemeinsam sammelten wir knapp 500 Unterschriften, veranstalteten Nachbarschaftstreffen, schickten der Stadt Ideen und diskutierten mit Verwaltung und Politiker:innen. Auch zu Beteiligungsveranstaltungen zu denen die Stadt einlud, kamen zahlreiche Anwohner:innen, sodass deutlich wurde, dass es ein starkes Interesse an den Luisenöfen gibt. Auslöser des Protests waren die Pläne des Unternehmens „Aixact“ und des bekannten Aachener Investors Hermanns mit seinen Firmen „Landmarken AG“ und „Stadtmarken AG“. Gemeinsam wollen sie dort einen großen Gebäudekomplex in den Innenhof bauen wollte. Der Wohnraum sollte nur zu 30 % aus Sozialwohnungen bestehen und war ohne Rücksicht auf die jetzigen Qualitäten des Bereichs geplant worden. Bäume und Grünflächen als auch historische Industriearchitektur müssten weichen und die Verkehrsbelastung hätte stark zugenommen. Da der Investor Hermanns in ganz Aachen daran beteiligt ist, in Stadtteilen wie dem Preuswald oder Aachen-Nord Gentrifizierung auszulösen, war eindeutig, dass die Luisenhöfe nur eine weitere Geldanlage darstellen sollen. Die Anwohner:innen und die Initiative haben jedoch deutlich gemacht, dass sie angesichts des Klimawandels und der Wohnungsnot ein Vorbildprojekt erwarten!
Schließlich ist das Bauprojekt sehr symbolisch: In der Diskussion um Nachverdichtung kommen immer häufiger die Innenbereiche der Blockrandbebauung in den Fokus. Bereits am Schwedenpark hatte es große Diskussionen gegeben, die jedoch nicht verhindern konnten, das Luxuswohnungen einen Park ersetzten. Im Innenhof neben der Oranienstraße möchte der zweite bekannte Aachener Investor Gerd Sauren ebenfalls neben Industriearchitektur Luxuswohnungen bauen. Bisher wurde Nachverdichtung meistens nur mit teuren Wohnungen umgesetzt und dadurch die Ungerechtigkeit auf dem Wohnungsmarkt verschärft. Schließlich fehlt für eine Milderung der Wohnungsnot ausschließlich bezahlbarer Wohnraum. Sollte nicht auf Mittel wie einen Mietendeckel oder Enteignung zurückgegriffen werden, müssen bis 2030 allein in Aachen 10.000 Sozialwohnungen neu gebaut werden. Dafür fehlt es jedoch an Platz. Jeder Quadratmeter sollte also nur genutzt werden, wenn er zur Lösung der Krisen beiträgt. Umso wichtiger, dass an den Luisenhöfen kein weiteres Anlageobjekt entsteht.
Diesen Eindruck möchte nun auch der Investor erwecken. Der Internetauftritt wurde überarbeitet und mit wohlklingenden Schlagwörtern aufgefüllt. Zukünftige Bewohner:innen sollen „Grünstadtmenschen“ sein, die in einem autofreien, begrünten Viertel bezahlbare Wohnungen für alle Generationen finden können. Dafür wird der Anteil von Sozialwohnungen von 30 % auf 35 % erhöht und die Anzahl von Stellplätzen minimiert. Arbeitsräume, nachbarschaftliche Treffpunkte, eine Kita, Dachterrassen, Urban Gardening und eine Community App sollen dazu beitragen, dass sich eine Gemeinschaft entwickeln kann. Bemühungen zur mehr Klimafreundlichkeit und Gemeinschaft begrüßen wir. Allerdings wirkt das meiste auf uns wie Augenwischerei. Eine Erhöhung des Anteils der Sozialwohnungen um nur 5 % ist in Anbetracht der Dramatik des Mietenwahnsinns und des Reichtums des Investors empörend. Es geht weiterhin vor allem darum, Gewinne einzufahren. Wenn Gemeinschaft überwiegend für Wohlhabende zugänglich ist, sind auch die Visionen diesbezüglich höchst fragwürdig. Angaben zur Bauweise der Gebäude und Klimaeffizienz finden sich nicht, obwohl dies für den Klimaschutz entscheidend ist. Ein Gutachten, ob der Boxpark trotz Baustelle in direkter Nachbarschaft überleben könnte, fehlt auch. Der Abriss des alten Industrieareals wird mit Schutz vor Versiegelung gerechtfertigt, ohne dazu Zahlen vorzulegen oder zu erwähnen, dass das Klimafreundlichste wäre, nicht abzureißen. Außerdem fehlt die Begründung, warum eine Bebauung in dem Umfang an dieser Stelle notwendig ist. Auf weitere Luxuswohnungen kann die Stadt jedenfalls verzichten. Bezüglich Flächengerechtigkeit und Versiegelung könnten wir anstatt der letzten Meter zwischen Häusern über die riesigen Einfamilienhausgebiete diskutieren. Es fehlt auch die Diskussion um die Folgen des Bauprojekts für die umliegende Nachbarschaft. Schließlich lösen solche Projekte oft Gentrifizierung und Verdrängung aus. Leider ist der Aachener Lokaljournalismus diesbezüglich wenig kritisch. Die Initiative „Luisenhöfe“ hat jedoch eine ausführliche Kritik zu den aktuellen Neuigkeiten auf ihrem Blog veröffentlicht.
Von einem sozialen und klimafreundlichen Vorbildprojekt kann also noch lange nicht die Rede sein! Wir fordern 100 % Sozialwohnungen! Wir fordern eine klimafreundliche Bauweise! Wir fordern weiterhin eine direkte Beteiligung der Bevölkerung an allen Planungsschritten! Solidarität mit der Initiative „Luisenhöfe“!
Guter Beitrag, allerdings zu sehr aus sozialer Wohnraumperspektive. Wo bleibt die Ökologie?
Recht auf Stadt heißt auch Recht auf Lebensraum, der mehr ist als persönlicher Wohnraum.
Erhalt von verbliebenen ökologisch relevanten Grünflächen ist dringend geboten. Deren drastischer, andauernder Schwund, sind ein schwerwiegendes Problem für das Stadtklima. Demzufolge sind Neuversiegelungen dringend zu vermeiden. Also verstärkt Gebäuderecycling betreiben, Dachgeschosse unbürokratisch ohne überteuerte Hemmnisse ausbauen und in die Höhe bauen, wären bessere Alternativen.