Für bessere Qualität:
In der Vergangenheit wurde Aachen zur autogerechten Stadt umgebaut. Die elektrische Straßenbahn wurde abgebaut. Der Außenring und Einfallsstraßen wurden zur Stadtautobahn. Die Alleen von Erholungsgebieten zu Verkehrsadern. Freiflächen und Straßenränder sind mit Autos vollgestellt, während ruhige Plätze für Anwohner:innen kaum existieren. Lärm, Feinstaub und Unfallgefahr sind in Aachen eine dauerhafte Belastung. Die Autobahn verschandelt die Soers und das Brander Feld und ihr Rauschen terrorisiert das Umland. Die gesamte Landschaft ist von Straßen zerschnitten. Alles wurde getan, einerseits, damit Autofahrer:innen sich schnell fortbewegen können aber vor allem damit die Wirtschaft reibungslos funktioniert. Mehrere zehntausend Pendler:innen jeden Tag und das meiste an Waren rollt über die Straßen um unser System am Laufen zu halten. All das passiert auf Kosten des Klimas, der Umwelt und der Lebensqualität vieler Menschen. Schon die Autoproduktion im globalen Süden basiert auf Ausbeutung und wie bei VW in China auf Zwangsarbeit. Der Bergbau für Metalle und Öl vergiftet und zerstört gigantische Lebensräume wie das Nigerdelta in Nigeria. Hinzu kommt, dass Mobilität auch die soziale Ungleichheit in unserer Gesellschaft widerspiegelt. Der Besitz eines Autos ist aus finanziellen Gründen nicht allen Menschen möglich. Die ärmeren Bevölkerungsteile müssen mit einem wenig attraktiven ÖPNV-Netz und ständigen Preissteigerungen zurechtkommen. In den letzten Jahren ist dies immer schlimmer geworden und stellt für viele eine sehr große Belastung dar.
Mittlerweile führt uns aber vor allem der Klimawandel vor Augen, dass es nicht so weiter gehen kann. Global muss die Macht der Auto- und Ölkonzerne gebrochen werden. Lokal muss der motorisierte Verkehr und die Anzahl der privaten Autos reduziert werden und durch besseren ÖPNV, Schienenverkehr und Angebote wie Carsharing ersetzt werden. Gleichzeitig müssen Städte so umgebaut werden, dass viele Wege im Alltag überflüssig werden. Arbeit, Leben und Wohnen muss wieder in der Nähe voneinander sein. Wir sehen in diesen Überlegungen weniger einen Verzicht, sondern eine große Chance für Aachen. Sei es in der Innenstadt oder den Vierteln. Wenn der Autoverkehr und Flächen fürs Auto reduziert würden, könnten neue Plätze und Grünflächen entstehen, die die Lebensqualität erhöhen und Treffpunkte für Nachbarschaften bieten könnten. Am Templergraben oder dem Theaterplatz wird bereits diskutiert, wie man den Autoverkehr umleiten könnte. Mit dieser Karte möchten wir dazu anregen, die Diskussion auf die gesamte Stadt auszudehnen. Zu sehen ist die Auto-Infrastruktur: Parkplätze, Parkhäuser, Tankstellen, Waschanlagen oder Filialen des Autohandels. Nicht markiert sind Parkplätze am Straßenrand, Verkehrsflächen oder private Garagen. Was könnte entstehen, wenn manches dieser Infrastruktur überflüssig wird? Wie müsste die Infrastruktur aussehen, wenn wir uns die Autos in den Nachbarschaften teilen? Wo könnte der Durchgangsverkehr beendet werden? Wo könnten neue Plätze oder attraktive Fuß- und Fahrradwege geschaffen werden, wenn Parkplätze wegfallen? Wie schön wäre es, wenn die Autobahn am Prager Ring enden würde, der Autohandel verschwindet und die Idee von einer grünen Nachbarschaft am Europaplatz umgesetzt würde? Wie bauen wir die Stadt um, damit sie den Bedürfnissen der Bewohner:innen entspricht anstatt denen der Wirtschaft?