AC-Immobilien

Gerd Sauren ist der Name hinter dem Immobilienunternehmen „Aachener Immobilien Gesellschaft“ (Kurz: AC-Immobilien). Neben der Landmarken AG übt dieses Unternehmen seit vielen Jahren – von der Öffentlichkeit oft unbemerkt – einen sehr starken Einfluss auf die Stadtentwicklung aus. In seinem Besitz befinden sich 400 Wohneinheiten und 150 Gewerbeimmobilien, darunter viele in der Innenstadt, die jeweils mehrere 10 Tsd. € Miete monatlich erzielen dürften. Dazu gehören z. B. das Gebäude der Deutschen Bank oder des benachbarten „Mercure“ Hotels. Man darf sich vorstellen, wie viel Gerd Sauren monatlich verdient, ohne einen Finger krumm zu machen. Die Bedürfnisse der Bevölkerung oder das Gemeinwohl spielen dabei keine Rolle. Viele Beispiele belegen die langfristige Strategie der AC-Immobilien, die Stadtentwicklung zum eignen Vorteil (bzw. Profit) zu beeinflussen. 

Das prominenteste Beispiel ist der Bau des „Aquis Plaza“. Gemeinsam mit dem berüchtigten Aachener Investor Kahlen wurde 2006 das Projekt der Kaiserplatzgalerie der Öffentlichkeit präsentiert1.  Bereits 2007 war ein Großteil der Gebäude auf dem Gelände des heutigen „Aquis Plaza“, darunter das ehemalige Gloria-Kino, abgerissen. Die Politik begrüßte offensichtlich die Kommerzialisierung der Innenstadt. Gegen lauten und langanhaltenden Protest aus der Bürgerschaft sowie viele Warnungen bezüglich der negativen Folgen für die Entwicklung des Stadtteils wurde der Bau des Aquis Plaza politisch durchgesetzt. Gerd Sauren tauchte in dieser Debatte jedoch nicht auf. Er geriet erst 2015 nach der Eröffnung des Einkaufszentrums wieder in den Fokus. Als Eigentümer der gesamten Häuserzeile gegenüber des Aquis Plaza wird er seither – bis heute vergeblich! – aufgefordert, den Leerstand und Verfall dort zu beenden. Der städtebauliche Schandfleck darf nunmehr seit fast 10 Jahren vor sich hin gammeln. Offensichtlich hat die Stadt keine Handhabe, Gerd Sauren zum Handeln zu zwingen. Ein Armutszeugnis! So verkommt eine ganze Straßenzeile in feinster Innenstadtlage und mit ihr Wohnraum, der so dringend benötigt wird.  Dies alles, weil die Forderungen der Stadt dem Investor zu weit gehen². Dank der stark steigenden Bodenpreise darf Gerd Sauren sich jedoch sicher sein, dass er so oder so Gewinn macht. Sein Profit geht auf Kosten der ganzen Stadt.

Derweil bewahrheiten sich die Warnungen der Gegner:innen des Einkaufszentrums. Der Leerstand im Einzelhandel nahm in den vergangenen Jahren drastisch zu. Der private Einzelhandel leidet darunter bis heute und immer mehr Familienbetriebe müssen schließen. Zu große Konkurrenz bei zu stark steigenden Mieten. Mit 150 Gewerbeimmobilien dürfte AC-Immobilien daran einen großen Anteil haben. Wir können nicht verstehen, warum sich mehr Ladenbesitzer:innen öffentlich über wegfallende Parkplätze beschweren, als über die Mietsteigerungen und den enormen Gewinn der dadurch von Firmen wie AC-Immobilien erzielt wird.

Einen großen Anteil hat AC-Immobilien auch an der jahrelangen Büchel-Misere.  2014 kauften AC-Immobilien und Landmarken AG gemeinsam große Teile des Geländes mit der Absicht, das Parkhaus abzureißen und durch eine Mischung aus Arbeit, Einzelhandel und Wohnen zu ersetzen. Beide Unternehmen besitzen schließlich bis heute mehrere Gebäude in der Umgebung deren Wert sich vervielfachen wird, wenn der Büchel attraktiver wird.

Bereits um 2004 hatte Gerd Sauren versucht, mit einem Antrag für ein großes Laufhaus auf einer Brache auf dem Büchelgelände in seinem Besitz in die Prostitution einzusteigen3. 2014 vertraten die Investoren dann die Ansicht, die Prostitution solle trotz Sorge um die Sicherheit der Prostituierten an den Stadtrand verdrängt werden. Dieses Thema wurde jedoch zu einem der Streitpunkte zwischen der Stadt und den beiden Investoren, die dazu führten, dass die Investoren ausstiegen. Sie waren nicht bereit, ihre Profitansprüche sozialeren Entwürfen anzupassen4. Nach 5 Jahren Stillstand kaufte die Stadt schließlich für mindestens 14 Millionen Euro vier Grundstücke von den Investoren zurück, um dort endlich ihre eigenen Pläne realisieren zu können5. Öffentlich hieß es, die Investoren hätten keinen Profit dabei gemacht. Obwohl keine Informationen darüber zu finden sind, zu welchem Preis die Gelände 2014 erworben worden waren, erscheint dies höchst fragwürdig.

Ein ähnliches Schicksal könnte der Stadt am Bushof drohen. Seit 2011 gehört die Hälfte des Gebäudes AC-Immobilien, ohne, dass seitdem investiert wurde 6. An den vielen öffentlichen Diskussionen um den Bushof beteiligt sich AC-Immobilien nicht. Wieder ein Fall von Spekulation. Statt Wege zu finden, AC-Immobilien entweder zu zwingen, aktiv zu werden oder ihnen ihr Eigentum abzunehmen (z. B. per Vergesellschaftung nach §15 des Grundgesetzes) arbeitet die Stadt Aachen den Spekulanten auch noch zu. Mit einem City-Management, großen Werbekampagnen und viel Steuergeld wird versucht, leere Gewerbeflächen, u.a. im Besitz von AC-Immobilien mit befristeten Projekten zu beleben, um die Innenstadt attraktiver zu machen. Wir denken aber, dass dieses Ziel erst erreicht werden kann, wenn es der Stadt gelingt, zu verhindern, dass Unternehmen wie AC-Immobilien oder Landmarken AG sich an dieser Entwicklung bereichern.

Auch die brennende Frage der Wohnungsnot wird sich nur lösen lassen, wenn wir den Einfluss solcher Unternehmen im Wohnungsmarkt beenden. AC-Immobilien beteiligt sich in Aachen aktiv an Mieterhöhungen und Gentrifizierung. Dies wird besonders im Frankenberger Viertel deutlich. Dort ließ AC-Immobilien in der Alfonsstraße einen ganzen Block mit bezahlbaren Wohnungen abreißen, um sie durch teure Wohnungen zu ersetzen7. Im Innenblock zwischen Oranien-, Viktoria und Charlottenstraße und Oppenhoffallee möchte die Firma historische Bausubstanz durch 150 Luxuswohnungen ersetzen8. Gerüchten zufolge hat die Firma als Vorbereitungen kürzlich das Gebäude der alten Polizeiwache in der Viktoriastraße erworben. Dass die Stadt Aachen solche Pläne trotz einer gesetzlichen Sozialwohnungsquote von 40 % bei Neubau erlaubt, ist für uns ein Skandal! In einem Viertel, in dem bezahlbarer Wohnraum kaum noch zu finden ist, können sich solche Projekte nur katastrophal auswirken. Sie zeugen von großer Rücksichtslosigkeit aufseiten des Investors und beweisen, dass die Stadt lieber Investoren hofiert, als ihre Möglichkeiten im Sinne der Mieter:innen  zu nutzen.

Eine ähnlich skandalöse Entwicklung zeigt sich an der langjährigen Brache am Hohenzollernplatz. Nachdem 2016 die Reste eines Bunkers abgerissen worden sind, herrscht dort Stillstand. Unbehelligt von der Stadt spekuliert AC-Immobilien hier mit einem riesigen Areal. Dort könnten Wohnungen realisiert werden, die z.B. an den Luisenhöfen zu viel sind9.  Die geltenden, ungerechten Eigentumsverhältnisse machen solche Überlegungen jedoch unmöglich. Genauso wie am Bushof oder an der unteren Adalbertstraße bräuchte die Stadt dringend Instrumente, um den negativen Einfluss von AC-Immobilien für immer zu stoppen.

Der Einfluss auf die Zukunft Aachen-Nords könnte ebenfalls maßgeblich für das Viertel werden. Während entlang der Jülicher Straße in den letzten Jahren fast alle freien Flächen mit Millionenprojekten besetzt wurden, besitzt AC-Immobilien die letzten Flächen, die noch nicht einer modernen Nutzung zugeführt wurden. Ein großer Teil des Bereichs zwischen Prager Ring und den Talbothöfen ist im Besitz von AC-Immobilien10. Nachdem dort große Gebäude jahrelang leer standen, bieten die aktuellen Entwicklungen des Stadtteils zum „Kreativstandort“ gute Aussichten. Die Firma muss nur abwarten, bis sich ein weiteres Unternehmen für moderne Co-Working- und Bürolandschaften findet, um ein Riesengeschäft zu machen. Eine weitere Spekulation, die nicht von der Stadt verhindert wurde.

Zuletzt war das Unternehmen in den Schlagzeilen, als es auf dem Chorusberg viele Bäume fällen ließ. Die wenigen verbliebenen Bäume wurden von Klimaaktivist:innen besetzt und so ihre Fällung verhindert.

Da sich der Kopf hinter AC-Immobilien, Gerd Sauren sonst jedoch bedeckt hält, ist nicht viel über das Unternehmen bekannt. Aufgrund fehlender Transparenz muss unsere Recherche leider unvollständig bleiben. Der Einfluss auf die Stadt ist wahrscheinlich größer, als wir es uns vorstellen mögen. In Anbetracht der dramatischen Mietsituation und dem spekulativen Leerstand gilt es, diesen Einfluss zu beenden!

1 Aachener Nachrichten (02.06.2006): Die Kaiserplatz-Galerie ist auf dem Weg

² Aachener Nachrichten (08.01.2019): Stadt Aachen will jetzt den Druck erhöhen

3Aachener Nachrichten (10. 12. 2014) Im Januar bekommt die Stadt ihr Bordell

4 Aachener Zeitung (31.08.2016) Büchel: Dem Jubel folgt neuerÄrger

5 Aachener Zeitung (12. 02. 2019) Die Investoren werfen am Büchel das Handtuch

 6 Aachener Zeitung (08.11.2011): Aachener Investor kauft den halben Bushof  

7 Aachen News (07.08.2020): Nach langem Stillstand gibt es jetzt Bewegung

8 Aachener Zeitung (01.02.2019): Ein Wettbewerbssieger ist gefunden

9siehe: https://luisenhoefe-aachen.de/

10 siehe: ttps://acimmobilien.de/portfolio/

Karte der Gebäude:

AC-Immobilien-Karte

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