Zum Statement der Besetzer:innen: https://aachenbesetzen.noblogs.org/
Unser Kommentar:
Seit Ende August ist das alte Kloster an der Lousbergstraße 14 besetzt. Nach zwölf Jahren Leerstand haben die Besetzer:innen dort einen für Aachen einzigartigen Sehnsuchtsort entstehen lassen. Die vielen Räume die von den langen Gängen abgehen, der urige Innenhof und der große Garten erlauben Veranstaltungen und Aktivitäten aller Art. Von Festivals, Konzerten im Kirchenschiff oder Kino im Chorus bis zu Klettertrainings, Tanz- und Yogakursen oder Siebdruck. All das und einiges mehr wurde bereits organisiert. Es ist ein Museum, eine Bibliothek, ein Umsonst-Laden, eine Küche, ein Sportraum und eine Werkstatt entstanden. Für jeden Traum ein Raum. Außerdem wurde es geschafft, ein verantwortunsgbewusstes Miteinander zu etablieren. Dadurch konnte das Kloster mitten in der Pandemie zu einem Zentrum werden, das Allen erlaubt sich auszuprobieren und zu entfalten.
Ein selbstbestimmter, unkommerzieller Ort, wie er schon lange in Aachen von Kulturschaffenden gefordert wird. Zuletzt bei der Krachparade 2019. Im „Handlungskonzept Wohnen“ von 2021 stellte die Stadt dann fest, dass es großen Bedarf an nachbarschaftlichen Begegnunsgorten gibt. Sogar Analysen zur Attraktivität Aachens untermauern, dass es dafür v.a. an vielfältiger Kultur fehlt. Das Kloster wird also gebraucht! Gleichzeitig bietet kein zweiter Ort in Aachen die selben Möglichkeiten für Kultur und Kreativität. Nach jahrelangem Kultursterben sollten also keine Kosten gescheut werden, diesen wertvollen Ort in seiner jetzigen Nutzung zu erhalten!
Da das Kloster als Spekulationsobjekt von Hand zu Hand ging, war es jahrelang der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Erst durch die Besetzer:innen wurde eine alternative Nutzung denkbar. Nach vielen Solidaritätsbekundungen aus der Nachbarschaft und ganz Aachen wurde bekannt, dass nun auch die Stadt die Idee von einem gemeinwohlorientierten Zentrum unterstützt. Dafür wollte die Stadt beim Verkaufsverfahren des Klosters mitbieten. Die endgültige Entscheidung darüber, sollte am 15.12. im Stadtrat gefällt werden. Um zu signalisieren, wie ernst die Forderung nach Selbtverwaltung ist, haben die Besetzer:innen gemeinsam mit uns und über 25 anderen Initiativen eine Absichtserklärung an die Stadt geschickt, mit Konzeptideen für eine langfristige Nutzung des Klosters. Es gibt also Konzepte und den Willen sie auszuarbeiten und umzusetzen. Noch 2019 hat die Stadt eine unglaubliche Summe von 50 Millionen Euro für das Prestige-Objekt „Neues Kurhaus“ bewilligt. Es wäre eine Schande, wenn der Stadtrat die Schaffung eines unkommerziellen Kulturzentrums nun abgelehnt hätte. Zu der Entscheidung ist es jedoch gar nicht erst gekommen.
Am Montag, den 15.12. wurde bekannt, dass das Verkaufsverfahren gestoppt wurde. Die bisherigen Gebote waren dem verantwortlichen Unternehmen „CR Management“ zu niedrig. Die Laufbahn des Klosters als Spekulationsobjekt geht also weiter. Am 17.12. wurde veröffentlicht, dass das Verfahren erst nach dem Ende der Besetzung fortgesetzt werden soll. Das Kloster ist somit akut räumungsbedroht. Sollte es dazu kommen, würden massig Steuergelder für das Eigentumsrecht eines Unternehmens geopfert werden, dem es nur um Gewinne geht. Ein soziales Projekt mit Mehrwert und Vorbildcharakter für die ganze Stadt könnte Profitinteressen zum Opfer fallen. Ein weiteres Beispiel wie der Kapitalismus die Stadtentwicklung im Griff hat. Das muss verhindert werden! Die Stadt sollte alle Hebel in Bewegung setzen, um das Gebäude zu kaufen und die Räumung zu verhindern. Alle die das auch so sehen, sollten alles daran setzen Druck auf Entscheidungsträger:innen aufzubauen. Sonst droht uns allen, dass ein weiterer Kulturort verschwindet und sich die kulturelle Verarmung fortsetzt. Also:
Solidarität mit den Besetzer:innen! Boden und Wohnraum darf nicht länger eine Ware sein! Dauerhafter Nutzungsvertrag statt Räumung!