Recht auf Stadt und KLimaschutz zusammen denken

Das „Recht auf Stadt“ beschreibt das Recht für alle, die Stadt mitzugestalten. Das Recht auf Stadt fordert eine Stadt, die so gebaut wird, dass sie allen Bewohner:innen zugutekommt. Alle sollen eine angemessene, bezahlbare Wohnung haben, mobil sein und Zugang zu guter Bildung, Medizin, Kultur und Erholungsmöglichkeiten bekommen. Die Stadtentwicklung sollte sich an den Bedürfnissen ihrer Bewohner:innen orientieren und solidarische Zusammenarbeit fördern statt weiterhin profitorientierte Unternehmen den roten Teppich auszurollen. In den letzten Jahrzehnten orientiert sich Stadtentwicklung immer stärker an einer rein wirtschaftlichen Perspektive. Mietpreise und Bodenpreise explodieren. Ticketpreise für den ÖPNV steigen. Die Qualität medizinischer Versorgung hängt immer stärker vom Geld ab. Zugang zu guter Bildung ist immer mehr vom Wohnort abhängig. Unkommerzielle Kultur verschwindet aus dem Stadtbild. Es gibt kaum noch Plätze an den du nicht bezahlen musst, um dort zu bleiben.

Kurz gesagt: Die Stadt wird nicht mehr als Lebensraum betrachtet, sondern als Unternehmen. Die Lebensqualität der Bewohner:innen hängt von der Höhe des Lohns ab. Wer sich das Leben in der Stadt nicht mehr leisten kann, muss wegziehen und hat noch weniger Chancen die eigene Situation zu verbessern. Soziale Ungleichheit verschärft sich dadurch von Tag zu Tag. Die Forderung nach dem „Recht auf Stadt“ ist eine Antwort auf diese Entwicklung. Der weltweite Rechtsruck und die immer stärkeren Proteste für soziale Gerechtigkeit zeigen uns wie dringend notwendig so eine Antwort ist.

Gleichzeitig ist die Stadt einer der Hauptschauplatz der Klimaerwärmung. Von nah und fern kommend, schieben sich jeden Tag Blechlawinen durch die Straßen und verpesten die Luft. An jeder Ecke ein Supermarkt mit Lebensmitteln, von denen ein Drittel auf dem Müll landet. Läden vollgestopft mit Waren die vorher um die ganze Welt gereist sind. Anstelle von Wiesen und Wäldern entstehen gigantische Bauprojekte die Unmengen an Beton, Glas oder Stahl verschlingen. Für Industriegebiete und Einfamilienhäuser wird Quadratmeter um Quadratmeter mit Teer versiegelt. Tausende Häuser die alle mit nicht-erneuerbarer Energie versorgt werden. Und so weiter… Auch hier können wir feststellen, dass die wirtschaftliche Perspektive viel mehr Einfluss hat als der Schutz der Umwelt und des Klimas. Der immer spürbarere Klimawandel und seine zerstörerischen Folgen führen uns Tag für Tag vor Augen, dass wir, die Menschheit, so nicht weiter wirtschaften können. Also was tun?

Während immer mehr Vorschläge für eine klimafreundliche Stadt ausprobiert werden, wird die soziale Gerechtigkeit vernachlässigt. Wir denken jedoch, dass beide Themen zusammengedacht werden müssen, um erfolgreich zu sein. Wer mehr Menschen in den ÖPNV bekommen will muss auch für Bezahlbarkeit und Erreichbarkeit für alle sorgen. Wenn Individualverkehr verhindert werden soll, braucht es Wohnungen aller Größen in der Nähe von Arbeitsplätzen, Läden, Schulen, Krankenhäusern und Erholungsgebieten. Gleichberechtigte Versorgung mit sozialer Infrastruktur müsste Standard sein anstatt Luxus für diejenigen die sich die Wohnungen in guten Lagen leisten können. Um Flächenversiegelung zu verhindern braucht es eine dauerhafte Lösung für Wohnraum und Gewerbegebiete. Der heutige Normalzustand mit befristeten Sozialwohnungen, wachsenden Einfamilienhaussiedlungen und ständig neuen Bürogebäuden müsste sich wandeln, hin zu gut ausgestatteten, gemeinschaftsfördernden Siedlungen mit einer Mischung aus bezahlbarem Wohnen und Arbeiten. Um Ressourcenverschwendung zu stoppen, müssen wir über Recycling, Leihen und Teilen sowie über ein solidarisches Verhältnis zwischen Stadt und Land sprechen. Repair-Cafes, FoodCoops und solidarische Landwirtschaften geben uns nur einen Vorgeschmack. Damit diese Versuche den gewünschten Effekt haben, müssen sie flächendeckend umgesetzt werden. In den Städten bräuchte es dafür politischen Willen und beständige, verlässliche Netzwerke in allen Nachbarschaften. Da heutzutage ganze Bevölkerungsgruppen von Verdrängung durch steigende Mieten bedroht sind, ist der Aufbau solcher Netzwerke leider sehr schwer. Sollte es dennoch gelingen stehen sie dem immer wachsenden Einfluss von Unternehmen und Lobbys gegenüber. Die dauerhaften Mietsteigerungen müssen also gestoppt werden und der Bevölkerung solche Mitbestimmungsrechte eingeräumt werden, wie sie die „Recht auf Stadt“-Bewegung versucht zu erkämpfen.

Diese Aufzählung zeigt uns, wie eng die Themen der Klimabewegung und der „Recht auf Stadt“ – Bewegung miteinander verbunden sind. Deswegen rufen wir alle die sich entweder mit Klimawandel oder mit dem Recht auf Stadt beschäftigen, dazu auf, beide Themen gemeinsam zu denken. Lasst uns zusammenarbeiten!

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