Redebeitrag am 20.08. zur Kundgebung: 9€-Ticket Bleibt

Hallo zusammen! Schön, dass einige Menschen dem Aufruf zu dieser Kundgebung gefolgt sind! Schließlich ist es im Moment so bitter nötig zu protestieren!

Schon vor dem 9 € Ticket waren die Preise vollkommen unangemessen. Von Kohlscheid zum Bushof 3,90 € oder von Aachen nach Köln über 17 €?! Ein Azubi-Ticket für 73 € monatlich?! Wer kann sich das auf Dauer leisten? Oft ist das Auto billiger. Spätestens seit der Privatisierung der Deutschen Bahn kennen die Preise nur eine Richtung! Zusammen mit den explodierenden Mietpreisen und Lebenshaltungskosten stellten die ÖPNV-Preise eine erhebliche Belastung dar! Mobilität ist immer mehr zum Luxus geworden!

Wen trifft das am meisten? Die Ärmsten! Das zeigt sich auch hier in Aachen. In den ärmeren Vierteln wie dem Ostviertel ist die Anzahl der Autobesitzer:innen geringer als in wohlhabenderen Stadtteilen. Die Menschen in den ärmeren Stadtteilen sind somit viel mehr auf den ÖPNV angewiesen als andere! 

Das 9€-Ticket war das erste Mal seit langen eine Maßnahme, die wirkliche Entlastung gebracht hat! Für alle, die auf den ÖPNV angewiesen sind, war das eine große finanzielle Erleichterung. Viele haben das Auto stehen lassen können. Außerdem hatten selbst Menschen mit kleinem Budget die Möglichkeit, ihre Freizeit auszukosten und Ausflüge zu unternehmen. Ein Ausblick auf eine Lebensqualität, die möglich wäre, wenn die Verkehrswende gelingt!

Zudem hat das 9€-Ticket positiv aufgezeigt, wie viel noch bei der Bahn zu verbessern ist, damit tatsächlich mehr Menschen und Güter über die Schiene transportiert werden können. Das 9€ hat uns vor Augen geführt, was passieren muss, um eine klimafreundliche Mobilität zu ermöglichen: Die Infrastruktur und die Schienenlänge müssen massiv ausgebaut werden! Die Arbeitsbedingungen müssen stark verbessert werden, um gegen den Fachkräftemangel anzukommen. Es wurde klar, dass die Zeit der Sparpolitik vorbei sein muss! Mobilität ist ein Grundbedürfnis und keine Ware! So sollte das Thema auch behandelt werden. Die Privatisierung der Deutschen Bahn muss rückgängig gemacht werden!

Wenn also die Vorteile des 9€-Tickets so offensichtlich sind, wenn so deutlich ist, dass die Mehrheit der Bevölkerung vom 9€-Ticket profitiert, wie kann es sein, dass es nicht verlängert wird? Wie kann das sein, obwohl all die aktuellen Klimakatastrophen uns vor Augen führen, wie dringend eine ökologische Verkehrswende nötig ist?

Aber seien wir ehrlich: Hat jemand etwas anderes von der FDP im Verkehrsministerium erwartet? Was können wir von Christian Lindner erwarten, der selbst während Koalitionsverhandlungen mit der Autoindustrie Absprachen trifft? Was können wir von einem Finanzminister erwarten, der die Forderung nach der Verlängerung des 9€-Tickets als „Gratismentalität“ abtut? Ein Mensch, der so deutlich die Bedürfnisse der Wirtschaftsbosse über die der Bevölkerung setzt? Von so einem Politiker haben wir nichts zu erwarten! Das ist Klassenkampf von oben! Die logische Folgerung nach all diesen Skandalen wäre ein sofortiger Rücktritt!

Nach all dem, was wir von der SPD und den Grünen in der Bundesregierung bisher mitbekommen haben, können wir aber auch das nicht erwarten. Wer in diesen Zeiten 100 Milliarden für Waffen statt für Soziales und Klimaschutz bereitstellt und danach die Preissteigerungen und somit Belastung für die Bevölkerung toleriert, hat in unseren Augen jedes Vertrauen verschenkt. 

Umso wichtiger, dass wir hier zusammen auf die Straße gehen und das alles der Regierung nicht durchgehen lassen! Umso wichtiger, dass wir hier gemeinsam mit vielen Demonstrationen in Deutschland Druck machen!

Schluss mit Politik für Reiche! Das 9€-Ticket muss bleiben!

Außerdem fordern wir für die Millionen von Mieter:innen die Angst haben, wie sie ihre Wohnung beheizen und auch noch die hohe Miete bezahlen sollen:

 1. Ein Kündigungsmoratorium für alle, die ihre Miete nicht bezahlen können

2. Weg mit der Gasumlage

3. Einen bundesweiten Mietendeckel und

4. einen Energiepreisdeckel

Diese Maßnahmen bieten die Möglichkeit, schnell alle Menschen zu entlasten. Das ist es, was in einer Krise wie heute notwendig ist!

In der Krise wird es immer öfter notwendig, Solidarität zu zeigen, um selbst über die Runden zu kommen. In der Nachbarschaft, auf der Arbeit, unter Freund:innen oder in der Familie: Nutzt die Zeit, um die Solidarität zu politisieren. In der Corona-Pandemie wäre der Staat ohne die Solidarität in der Bevölkerung an vielen Stellen gescheitert. Viel zu oft wurden politische Fehler mit viel Kraft und unbezahlter, ehrenamtlicher Arbeit ausgeglichen. Lasst uns der Regierung diesen Gefallen nicht wieder tun! Lasst uns die Solidarität dazu nutzen, Netzwerke aufzubauen, die demokratische Teilhabe für alle ermöglichen! Lasst uns Netzwerke aufbauen, die uns ermöglichen, unsere Forderungen für mehr Gerechtigkeit durchzusetzen!

Da wir uns als Initiative nun seit 2015 mit der Stadtentwicklung Aachens beschäftigen, ist es uns noch wichtig zu betonen:

Auch in Aachen braucht es noch stärkere Bemühungen, um die Verkehrswende spürbar zu machen! Wenn wir uns die Karte der Straßenbahn in Aachen angucken, zeigt sich, dass die gesamte Region in der Vergangenheit mit der Schiene vernetzt war, alles elektrisch. In der gesamten Stadt konnte sich in jede Richtung mit der Straßenbahn bewegt werden. Wir sollten dringend überlegen, wie ein solcher Zustand wieder erreicht werden kann! Die Planungen um die Regio-Tram als ersten Schritt dauern schon viel zu lange!

 Die aufgeheizte mediale Diskussion um kleine Maßnahmen wie die Sperrung des Anutiatenbachs oder der Bismarckstraße zeigen uns aber auch die große Verunsicherung der Menschen, die ihren ganzen Lebensstil am Auto orientieren. Menschen die gezwungen sind, ihr Auto zu nutzen, um Geld zu verdienen, weil der ÖPNV noch keine Alternative bietet. Wenn die Verkehrswende und all die anderen Wenden, die nötig sind, um den Klimawandel zu mildern und eine soziale Katastrophe abzuwenden, müssen aber auch die heute verunsicherten Menschen mitmachen. Wir haben den Eindruck, dafür fehlt ein überzeugendes Bild der Stadt, das zeigt, wie schön und lebenswert die Stadt für alle werden könnte, wenn der Platz, den wir für Autos brauchen, anders genutzt werden würde. Ein Bild, das beweist, dass es klimafreundliche Möglichkeiten gibt, die ganze Stadt und Region so zu gestalten, dass alle mobil sind, Pendeln weniger notwendig wird, weil Arbeit, Wohnen, Bildung und Freizeit in einem Stadtteil zu finden ist, alle eine bezahlbare warme Wohnung haben und ein schönes, grünes Umfeld.

Um dieses Bild zu erstellen, braucht es jedoch keine einzelne begabte Künstler:in sondern motivierte Puzzle-Spieler:innen aus allen Stadtteilen. Nur wenn wir uns in den Stadtteilen vernetzten und dann stadtweit austauschen, kann eine Stadt entstehen, die wirklich für alle da ist!

Es kann eine Demokratie entstehen, bei der die Stimme von jedem Menschen wirklich etwas zählt! Wenn ihr diese Ideen unterstützen wollt, nehmt gerne mit uns Kontakt auf! Für eine Stadt für alle! Von Allen! Für das Recht auf Stadt

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